TunnelBear hat ein eigenes Maskottchen: Einen großen Grizzlybär. Dieser wird immer wieder verwendet und in die Anwendung eingebaut. Man könnte also meinen, dass das VPN bärenstark für deine Sicherheit und Privatsphäre ist. Das habe ich im Rahmen meiner VPN Tests untersucht.
Dabei kam heraus, dass das VPN tatsächlich einige Stärken hat. Leider eignet der Anbieter sich aber nicht für Streaming und auch in puncto Privatsphäre habe ich einiges auszusetzen. Was mein TunnelBear Test im Detail ergeben hat, erfährst du hier. Zudem erkläre ich dir, wieso mich mein ExpressVPN Test überzeugt hat und ich somit meinen Gesamtsieger gefunden habe.
Funktionen & Ausstattung
Beginnen wir diesen Test mit den Plattformen, für die TunnelBear zur Verfügung steht. Das sind derzeit Windows, Mac, Android und iOS. Hinzu kommen die Browser Chrome, Firefox und Opera. Damit werden gängige Systeme unterstützt – mir fehlt hier allerdings etwas.
Ich fände es schön, wenn es für Smart-TVs oder Spielekonsolen ebenfalls eine Anwendung gäbe. Viele Nutzer möchten ihr VPN außerdem mit Kodi verwenden – das ist mit TunnelBear leider nicht möglich.
Der Anbieter arbeitet ständig daran, neue VPN-Server in unterschiedlichen Ländern anzubieten. Noch kann Tunnelbear zwar nicht mit den ganz großen VPN-Diensten mithalten, doch es bereitet seinen Weg dahin vor. Was die globale Aufstellung anbelangt, bietet Tunnelbear mittlerweile in 49 Ländern VPN-Server an.
Diese erstrecken sich über die ganze Welt, wobei sich ein Großteil in Europa befindet. Hinzu kommen Standorte wie die USA, Kanada, Australien und Singapur. Asien und Afrika sind nur spärlich mit Servern abgedeckt.
Leider konnte ich auf der Website des Anbieters keine Angabe darüber finden, wie viele Server insgesamt vorhanden sind. Das ist allerdings eine wichtige Information! Werden nur einige hundert Server angeboten, ist die Chance hoch, dass diese mal überlastet sind. Hast du hingegen die Wahl aus tausenden Servern, sieht das schon wieder ganz anders aus. Schade, dass uns die genaue Anzahl vorenthalten wird.
Auf den ersten Blick sind aber zumindest viele wichtige Standorte für Streaming oder Reisen dabei. Da jeder Nutzer allerdings andere Bedürfnisse hat, möchte ich hier keine generelle Bewertung vornehmen.
Ich kann dir aber sagen, dass andere VPN-Betreiber wesentlich mehr Standorte anbieten. Ein gutes Beispiel ist CyberGhost: Der Dienst hat mehr als 6700 Server in 89 Ländern. Das ist eine ganz andere Hausnummer.
Weiter geht es mit dem Funktionsumfang von TunnelBear. Ich werde dir einige Features und ihren Einsatzzweck vorstellen, die mir besonders aufgefallen sind.
Da ist zum Beispiel der Kill-Switch, der bei dem Anbieter VigilantBear heißt. Viele Nutzer möchten mit einem VPN ihre Identität schützen. Sie verbinden sich mit einem VPN-Server, übernehmen dessen IP-Adresse und verschleiern damit ihre eigene. Das klappt allerdings nur, solange die Verbindung zum VPN-Server aktiv ist. Bricht diese ab, wird die echte IP-Adresse übermittelt.
Da greift dann der Kill-Switch ein: Er trennt deine Verbindung zum Internet. Damit verhindert er, dass deine tatsächliche IP-Adresse sichtbar wird. Da es durchaus vorkommen kann, dass die Verbindung zum VPN-Server abbricht, ist das eine wirklich gute Sache. Die Funktion steht allerdings nur für Windows und Mac zur Verfügung.
Interessant finde ich auch die Funktion GhostBear: In einigen Ländern wie China ist die Nutzung von VPNs verboten. Das führt dazu, dass VPN-Nutzer oftmals geblockt werden. GhostBear soll das verhindern: Das Feature verschleiert deine VPN Nutzung. Dadurch wird es für Regierungen schwieriger festzustellen, dass du mit einem VPN surfst. Leider nutzt du diese Funktion ebenfalls nur mit Windows oder Mac.
Nutzer der Android- oder iOS-App profitieren von zwei anderen Features. Zum einen ist das „always on” – damit bleibst du dauerhaft mit einem VPN-Server verbunden und musst nicht jedes Mal eine neue Verbindung aufbauen. Im Alltag ist das recht praktisch.
Zum anderen gibt es eine Art Schnellstart-Button. Platzierst du diesen auf deinem Startbildschirm, kannst du dich mit nur einem einfachen Klick direkt mit einem VPN-Server verbinden.
Im Funktionsumfang vermisse ich jedoch Multi-Hop und Split-Tunneling. Durch Multi-Hop wird deine Verbindung gleich über mehrere VPN-Server geleitet. Das erhöht die Sicherheit. Mit Split-Tunneling kannst du festlegen, welche Programme durch das VPN getunnelt werden sollen und welche nicht.
Fassen wir dieses Kapitel zusammen: Bei den unterstützten Plattformen und der Server-Auswahl sehe ich noch Luft nach oben. Die vorhandenen Funktionen sind hilfreich, leider gibt es große Unterschiede zwischen den Desktop-Anwendungen und den Apps. Multi-Hop und Split-Tunneling fehlen komplett. Deshalb vergebe ich in dieser Kategorie 50 Prozent.
Geschwindigkeit
In diesem Kapitel widme ich mich der Geschwindigkeit. Diese ist für ein VPN entscheidend: Viele User nutzen ein VPN zum Streaming. Das macht allerdings nur dann Spaß, wenn die Inhalte auch einwandfrei geladen werden können. Ich warne dich vor: Das ist bei weitem nicht bei allen Betreibern der Fall. Um dir eine realistische Einschätzung liefern zu können, habe ich ein wenig recherchiert.
Dazu muss ich sagen, dass die Werte schwanken. Das ist ganz normal, denn je nachdem mit welchem Server du verbunden bist oder zu welcher Tageszeit du das VPN nutzt, kann die Geschwindigkeit stark variieren.
TunnelBear bietet dir anscheinend eine ganz gute Geschwindigkeit. Ich habe mir beispielsweise den Test von Sonntagmorgen angeschaut: Das VPN hat den Ping sogar um eine 1 Ms verbessert. Die Upload-Geschwindigkeit hat sich kaum verändert, während die Download-Geschwindigkeit circa 40 Mbit/s betrug.
Das reicht alle Male für Streaming aus, du kannst mit diesen Werten sogar in 4K schauen. Möchtest du mit dem VPN an Online-Spielen teilnehmen, sollte der Speed dafür auch ausreichen.
Besonders praktisch finde ich auch, dass es eine „schnellste Server” Funktion gibt. Brauchst du eine schnelle Verbindung, die nicht abhängig von einem bestimmten Land ist, verbindet dich das VPN automatisch mit dem besten Server dafür. Halte dafür nach der Funktion „Closest Tunnel” Ausschau.
TunnelBear schneidet in diesem Kapitel gut ab. Die Geschwindigkeit reicht für Streaming und Online-Games locker aus. Deshalb vergebe ich 80 Prozent.
Privatsphäre & Sicherheit
In diesem Abschnitt widme ich mich gleich zwei Themen: Der Privatsphäre und Sicherheit. Beides sind grundlegende Charakteristiken von VPN-Diensten – oder sollten es zumindest sein. Leider nehmen es nicht alle Betreiber so genau mit diesen zwei Aspekten. Deshalb schaue ich jetzt ganz genau hin.
Dabei fange ich mit der Privatsphäre an. Auf der Website von TunnelBear erfährst du, dass regelmäßig externe Audits durchgeführt werden. Dafür wird ein unabhängiges Unternehmen für Wirtschaftsprüfung beauftragt. Es untersucht die Anwendung und bestätigt, dass es keine Sicherheitslücken oder Probleme für deine Privatsphäre gibt.
Es wurden schon drei Audits von TunnelBear durchgeführt, das letzte Mal Ende 2019. Das finde ich wirklich klasse: Ein unabhängiger Prüfer hat bestätigt, dass das VPN vertrauenswürdig ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Mir ist zudem aufgefallen, dass anonyme Zahlungsmittel angeboten werden. Neben der Kreditkarte steht auch Bitcoin zur Verfügung – heißt es zumindest auf der Website. Als ich einen Tarif buchen wollte, habe ich bemerkt, dass die Zahlung mit Bitcoin nur für den 1-Jahrestarif verfügbar ist. Den wesentlich günstigeren 3-Jahrestarif konnte ich nur mit Kreditkarte bezahlen.
Ich finde es natürlich gut, dass überhaupt eine anonyme Bezahlung angeboten wird. Das ist für einen VPN-Dienst meiner Meinung nach ein Muss. Zahlst du mit Bitcoin, bleibst du anonym. Anders sieht es bei der Kreditkarte oder Girokarte aus: Hier offenbarst du deine Identität.
Ich bin tatsächlich etwas verwundert, dass diese Option nicht für alle Tarife verfügbar ist. Kennt der Betreiber nämlich deine Identität, kann bzw. muss er diese Daten im Ernstfall an Regierungen weitergeben. Hier spielt der Sitz des Unternehmens eine wichtige Rolle.
Das Unternehmen TunnelBear LLC befindet sich in Kanada – einem Land der 5 Eyes, 9 Eyes und 14 Eyes. Genauer gesagt ist Kanada sogar Mitglied in allen drei Allianzen.
Ihr Ziel ist es, möglichst viele Daten untereinander auszutauschen. Das findet vor allem auf Ebene der Geheimdienste der Mitgliedstaaten statt. Für einen VPN-Betreiber ist Kanada also kein geeigneter Standort für den Firmensitz.
Laut meinen Recherchen wurde TunnelBear 2018 von dem amerikanischen Unternehmen McAfee gekauft. Dieses hat seinen Sitz in den USA – ebenfalls ein Mitglied in allen drei Allianzen. Auch andere VPN-Dienste haben ihren Sitz in den USA: Das habe ich unter anderem in meinem IPVanish Test herausgefunden. Behörden haben amerikanische Unternehmen schon öfter unter Druck gesetzt, um Auskünfte zu erhalten.
Deshalb ist es so wichtig, dass ein VPN-Betreiber keine persönlichen Daten wie Kreditkarteninformationen erhält. Zwingt die Regierung ihn dazu Informationen herauszugeben, wird deine Identität aufgedeckt.
Was mir zudem nicht gefällt, sind die Tracker, die ich auf der Website von TunnelBear gefunden habe. Diese stammen von verschiedenen Analyse-Unternehmen, leider auch von Google. Das gibt deutliche Punktabzüge, denn Google ist als die weltweit größte Datenkrake bekannt.
Auch in der Android-App wurde ich fündig. Ich habe sie mit Exodus untersucht, und dort einen Tracker von New Relic gefunden. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen für Performance Analytics. Das muss meiner Meinung nach wirklich nicht sein.
So weit zum Thema Privatsphäre. Falls du ein VPN nutzen möchtest, dass deine Identität zuverlässig schützt, empfehle ich dir ProtonVPN. Der Firmensitz befindet sich in der Schweiz (außerhalb der 5, 9,14 Eyes), es gibt keine Tracker und du kannst völlig anonym bezahlen. Damit ist der Dienst mein Privatsphäre-Testsieger.
Weiter geht es mit der Sicherheit von TunnelBear. Deine Verbindung wird mit AES-256 verschlüsselt, was absolut top ist. Die Protokolle variieren je nach Gerät: Bei Windows und macOS werden OpenVPN und IKEv2 verwendet, auf Android-Geräten nur OpenVPN. iOS wird hingegen durch IPSec und IKEv2 gesichert. OpenVPN gilt als eines der sichersten auf dem Markt.
Dass TunnelBear keine open-source Anwendung ist, finde ich in diesem Fall in Ordnung, da die Sicherheit ja durch regelmäßige Audits bestätigt wird. Bei meinen Recherchen habe ich zudem erfahren, dass der Dienst in IP-Adressen und DNS-Tests überzeugt. Alles in allem bin ich also zufrieden.
Der Gesamteindruck in diesem Kapitel ist gut. Ich finde es toll, dass es Audits gibt, sichere Protokolle verwendet werden und die Verschlüsselung so stark ist. Der Firmensitz in Kanada bzw. In den USA ist hingegen ein No-Go für deine Privatsphäre, ebenso wie die Tracker auf der Website und in den Apps. Deshalb vergebe ich 60 Prozent.
Benutzerfreundlichkeit & Support
Meine Erfahrung zeigt: Die besten Funktionen nützen nichts, wenn die Bedienung umständlich ist. Bei TunnelBear ist hervorzuheben, dass sich alles um den Bären dreht – das könnte auch mit dem Firmensitz in Kanada zusammenhängen. Das Logo zeigt einen Grizzly, viele Funktionen werden mit kleinen Icons dargestellt, die Bären zeigen. Besonders ansprechend finde ich die Abbildung des Audits.
Das Design überzeugt mich persönlich total. Für den ein oder anderen mag es etwas verspielt sein, aber das ist einfach Geschmackssache.
Zu den weiteren, positiven Aspekten gehört die „schnellster Server” Funktion und der Schnellstart für die Apps. Leider steht das VPN nicht auf Deutsch zur Verfügung.
Das gilt auch für den Support. Du musst deine Fragen und Probleme auf Englisch verfassen. Wie die Erreichbarkeiten sind, wird uns leider nicht mitgeteilt. Auf der Website gibt es ein Formular, um den Kundendienst zu kontaktieren. Einen Live-Chat gibt es leider nicht. Wer einen kostenpflichtigen Tarif nutzt, wird außerdem priorisiert behandelt. Der Support und die Qualität der Antworten scheinen allerdings nicht sonderlich überzeugend zu sein.
Dieses Kapitel zusammenzufassen ist keine leichte Aufgabe: Ich finde das VPN benutzerfreundlich und das Design ist witzig. Der Support fällt aber leider durch. Deshalb vergebe ich 60 Prozent.
Streaming
VPNs werden ziemlich häufig für das Streamen von Filmen und Serien verwendet. Dafür ist zunächst entscheidend, welche Standorte angeboten werden. TunnelBear hat viele wichtige Länder wie die USA, Großbritannien, Deutschland und die Schweiz im Angebot. Für den DACH-Raum finde ich auch Österreich noch wichtig – das Land fehlt allerdings.Eine deutsche IP-Adresse brauchst du, um vom Ausland aus (außerhalb der EU) auf deine gewohnten Inhalte zugreifen zu können.
Innerhalb der EU ist es dank der Portabilitätsverordnung so geregelt, dass du Streaming-Dienste und Mediatheken von deutschen TV-Sendern in jedem Land nutzen kannst. Anders sieht das aus, wenn du zum Beispiel in die Schweiz reist. Da die Schweiz offiziell nicht zu der EU gehört, kannst du von dort aus keine Dienste nutzen, bei denen du ein Abo hast.
Viele VPN-Dienste schaffen es nicht, das sogenannte Geoblocking zu umgehen. So sieht es leider auch bei TunnelBear aus: Die geografischen Sperren von Netflix, Hulu oder dem BBC iPlayer können nicht durchbrochen werden. Die meisten Nutzer berichteten davon, dass das VPN erkannt wurde. Mit TunnelBear Netflix freizuschalten, ist also nicht möglich.
Für Streaming eignet sich dieser Anbieter überhaupt nicht. Aufgrund der recht guten Server-Abdeckung vergebe ich dennoch 10 Prozent in dieser Kategorie.
Preis-Leistungs-Verhältnis
In dieser letzten Kategorie untersuche ich das Preis-Leistungs-Verhältnis von TunnelBear. Es gibt folgende Tarife:
- 1 Monat für circa 8,52 Euro
- 12 Monate für circa 4,26 Euro monatlich
- 36 Monate für circa 2,84 Euro monatlich
Es wird sofort die volle Summe fällig. Das sind ca. 51,07 Euro für das Jahresabo und ca. 102,34 Euro für das 3-Jahresabo. Dabei gibt es keine offizielle Geld-zurück-Garantie.
Bei Beschwerden kann man anscheinend aber doch 30 Tage lang sein Geld zurückfordern. Du brauchst allerdings einen triftigen Grund – andere Anbieter zahlen dir dein Geld ohne jeglichen Begründung zurück.
Es gibt außerdem auch einen kostenlosen Tarif. Du kannst damit allerdings nur 500 MB pro Monat kostenlos nutzen und das VPN nur auf einem Gerät verwenden. Du bekommst 1 GB extra, wenn du über TunnelBear twitterst. Für den alltäglichen Gebrauch ist das für mich viel zu wenig. So kannst du nicht mal eine Stunde streamen.
Ich finde den Preis für die gebotene Leistung in Ordnung. Das VPN ist schnell, leicht zu bedienen und sicher. Dafür sind um die 2,84 Euro im Monat eine faire Summe. Deshalb vergebe ich 70 Prozent.
Damit kommt TunnelBear aber nicht an meinen Preis-Leistungs-Sieger NordVPN heran. Er schneidet in allen Kategorien gut ab und eignet sich zudem auch für Streaming. Das 2-Jahres-Paket hat mit einem Preis von 2,97 Euro einen absolut angemessenen Preis.
Fazit zum TunnelBear Test
TunnelBear hat in meinem Test 55 von möglichen 100 Prozent erzielt – das Ergebnis ist nicht so überzeugend. Ich mag das Design, die Geschwindigkeit passt und sicher ist das VPN auch. Leider eignet es sich nicht für Streaming und in puncto Privatsphäre sieht es auch nicht gut aus.
Vorteile
- Sichere Verschlüsselung
- Regelmäßige Audits
- Schönes Design
Nachteile
- Server in nur 26 Ländern
- Kein Multi-Hop & Split-Tunneling
- Firmensitz in Kanada
- Schlechter Support
- Nicht für Streaming geeignet
Deshalb rate ich dir eher zur Nutzung von ExpressVPN, meinem Testsieger. Er ist zuverlässig im Umgehen von Geoblocking, schnell und leicht zu bedienen. Dieser Anbieter überzeugt auch in Sachen Privatsphäre und ist meiner Meinung nach der beste Dienst auf dem Markt.
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